Die mobile Digitalisierung von Werkstätten

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Werkstätten

„Das iPhone wird nie im Leben einen bedeutenden Marktanteil erlangen. Keine Chance.“

                                        Steve Ballmer, CEO Microsoft, 2007

Steve Ballmer, der ehemalige CEO von Microsoft, muss sich nicht ärgern. Zur Geschichte der technischen Lösungen gehören schon immer Fehleinschätzungen von Fachleuten zu den jeweiligen Wirkweisen. Ballmer befindet sich mit seiner Aussage in guter Gesellschaft.

„50 km/h sind genug“, war sich einst der Autopionier Carl Benz sicher. Thomas Watson, Chairman von IBM, sah 1943 weltweit nur einen Markt für „vielleicht fünf Computer“ und 1997 war es für George M. Fisher, CEO von Kodak, keine Frage, dass „die Digitalfotografie den Film nicht verdrängen könne.“

Solche Fehleinschätzungen gilt es im Kontext der gesellschaftlichen und technischen Realitäten der Zeit zu betrachten, in der sie geäußert wurden. Mit ein wenig schwäbischem Selbstbewusstsein sei dem Autor an dieser Stelle erlaubt anzumerken, dass Carl Benz bei dieser Betrachtung besser als Steve Ballmer wegkommt. Gilt es doch zu berücksichtigen, dass Benz erstes Auto 12 km/h fahren konnte und es ihm um die Sicherheit der Passagiere und nicht um ein Wettbewerbsgerät ging.

Alle genannten Beispiele stehen an dieser Stelle jedoch gleichberechtigt als Belege für die Veränderung technischer Verfahren, die seit der Erfindung des Rades ins Rollen gekommen, letztlich in immer kürzeren Abständen weiter an Fahrt aufgenommen und sich, anders als von den zitierten Personen erwartet, entwickelt haben.

Erfindungen beeinflussen und begleiten unser Leben – vom Wählscheibentelefon zum Smartphone, vom Kassettenrekorder zu Streaming-Plattformen. Manches verschwand wieder. Vieles wurde jedoch ein Teil unserer Alltagsrealität und deshalb immer weiter optimiert und manchmal auch neu erfunden. Es zeigt sich, dass wir uns als Gesellschaft in allen Lebensbereichen einem ständigen Veränderungsprozess ausgesetzt sehen. Aus diesem Blickwinkel betrachtet ist die Digitalisierung nichts anderes als ein Teil kontinuierlicher Umwandlungen und Veränderungen.

Schritt für Schritt dazugelernt

Werfen wir an dieser Stelle einen beispielhaften und sicher nicht kompletten Blick auf die Entstehung des PCs, die geplant oder nicht geplant zum Ziel geführt hat: 1887 präsentiert Herman Hollerith in den USA das „Hollerith Electric Tabulating System“, das 1890 bei der Auswertung einer Volkszählung zum Einsatz kommt. 1941 entwickelt Konrad Zuse die erste elektromechanische, frei programmierbare Rechenmaschine.MITS Altair 8800

Die Erfindung des Transistors und der erste integrierte Schaltkreis waren in den Folgejahren weitere Schritte auf dem Weg, der 1971 zur Fertigung des Mikroprozessors führte.  1974 wurde mit dem MITS Altair 8800 der erste PC auf den Markt gebracht. [1]

Die darauffolgenden Entwicklungen haben innerhalb der letzten fünf Jahrzehnte immer mehr an Geschwindigkeit aufgenommen. Ein Teil dieser Geschichte sind auch die Veränderungen von einst begrenzten Nutzungsmöglichkeiten, hin zu einer weltweiten Vernetzung.

Mobile Prozesse in Pkw- und Nfz-Werkstätten

Digitale Abläufe umfassen heute alle Bereiche unseres Lebens. Dies gilt auch für die Arbeitswelt in Pkw- oder Nutzfahrzeugwerkstätten, an deren Beispiel wir die Wirkweisen von durchgängigen mobilen Aufgabenstellungen genauer betrachten wollen.

Werkstätten sind Arbeitsbereiche, in denen die Technik von AU-Testern über Diagnosegeräte bis hin zum Werkstatt-Management-System schon vor Jahrzehnten Einzug gehalten hat.

Auch wenn vernetzte Organisationsstrukturen in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben, finden sich im Arbeitsalltag noch immer digitale Insellösungen und Medienbrüche.

Ein Beispiel dafür sind immer noch alltägliche Arbeitsabläufe, bei denen bspw. die digital erstellte Werkstattkarte ausgedruckt und von Hand bearbeitet wird, um anschließend auf Vollständigkeit überprüft und wieder digitalisiert zu werden.

Solche Prozesse bergen nicht nur Fehlerquellen, sondern kosten auch wertvolle Arbeitszeit. Um diese Schwachstellen auszuschalten, müssen Aufgabenstellungen komplett in den Blick genommen und das Handeln zudem an den Ort des Geschehens verlagert werden.

Konkret heißt dies: Die Erstellung des Arbeitsauftrages erfolgt zukünftig ebenso digital wie die Übermittlung an den Mechaniker, die Erfassung von Daten, Zeiten oder verwendeten Ersatzteilen und schließlich der digitale Rücktransport der gesamten Informationen.

Den gesamten Werkstattkreislauf im Blick

Um diese Möglichkeit zu nutzen, bedarf es in Werkstätten einer durchgehenden digitalen Struktur, mit der sich zusammenhängende Aufgaben abbilden lassen. Unverzichtbar ist dabei die Frage nach den jeweiligen Arbeitserleichterungen. Steht doch als Prämisse über allem, dass sich durch die Veränderungen in den Abläufen Vorteile und konkrete Optimierungspotenziale für die Werkstatt ergeben müssen.

Dies wiederum bedingt, dass der gesamte Werkstattkreislauf in den Blick genommen und durch die Kombination und Vernetzung verschiedener Bausteine sinnvoll abgebildet werden muss. Es geht also zudem um die Frage, welche Informationen werden wann und wo gebraucht?

Auf dieser strukturellen Grundlage können schon heute sehr viele Aufgabenstellungen abgebildet, aus verschiedenen Elementen zusammengesetzt und die dafür benötigten und relevanten Daten an dem jeweils richtigen Ort zur Verfügung gestellt werden.

Dies soll an einem Beispiel verdeutlicht werden: Um einen Auftrag digital anzulegen, muss nicht die gesamte Kunden- und Fahrzeughistorie verfügbar sein. Die relevanten Kunden- und Fahrzeugdaten reichen aus. Alle anderen Informationen können auf internen oder externen Servern auf den Moment warten, bis sie gebraucht werden.

Gleiches gilt für die Anlage von Arbeitsgängen oder die Bearbeitung von Checklisten, die alle auf Smartphone & Co. abrufbar sind, aber dort nicht gespeichert werden müssen. Durch diese „Arbeitsteilung“ behalten Smartphones oder Tablets ihre Vorteile als schnelle und flexible Arbeitsgeräte im Werkstattalltag.

Multifunktionale mobile Werkzeuge

Tablet & Co. lassen sich in der Werkstatt und in Verbindung mit der passenden Werkstatt-Management-Lösung sehr vielfältig einsetzen. Das Spektrum reicht von der

WERBAS.blue

kompletten Auftragsabwicklung über die Anlage von Kundendaten, die Bereitstellung digitaler Werkstattkarten und der Zeiterfassung bis hin zur Bearbeitung von Checklisten oder der Erstellung von Schadensbildern. Gleiches gilt für die Teilebestellung, die Lagerverwaltung, die Abwicklung der Inventur oder das Erfassen der Kundenunterschrift auf dem Werkstattauftrag.

Diese Beispiele sind ein erster Einblick in die Vielfalt von Möglichkeiten, die vor wenigen Jahren noch kaum vorstellbar waren, heute aber erlauben, den Werkstattprozess neu zu definieren.

Unternehmerische Entscheidungen gehören in die Hände von Unternehmen

Schon seit über 35 Jahren steht der Name WERBAS für ein modular aufgebautes Werkstatt-Management-System, in das heute mobile Lösungen fest eingebunden sind.

Eine Grundprämisse der Entwicklung von WERBAS war und ist das Ziel, den Werkstattinhabern die Möglichkeit zu bieten, selbstständig über die Art und den Umfang der verschiedenen Module zu entscheiden, die nach ihren individuellen Anforderungen zum Einsatz kommen sollen.

Dies gilt nicht nur für WERBAS und WERBAS.blue, sondern gleichermaßen für die Einbindung externer Systeme. Schon bei den ersten Versionen von WERBAS spielte Vernetzung eine zentrale Rolle. Nur so konnte ab den 1990er Jahren in vielen Bereichen die Leistungsfähigkeit kontinuierlich ausgebaut werden. Heute stehen rund 250 Schnittstellen zu unterschiedlichsten Systemen zur Verfügung.

Das Spektrum reicht von vielfältigen Teileplattformen und Datenbanken voller technischen Informationen über Kalkulations- und Diagnosesysteme bis hin zu Bewertungsportalen, Einkaufsgemeinschaften, Bezahl-Apps oder den Markenfunktionalitäten von Fahrzeugherstellern. Auch hier wächst die Zahl der Anwendungen kontinuierlich. Die Aufgabe ist es, diesen Bereich in die notwendigen Abläufe einer modernen Werkstatt einzubinden.

Hybridlösung bietet Freiheiten

In Verbindung von WERBAS und WERBAS.blue steht eine durchdachte „Hybrid-Lösung“ zur Verfügung, die die beschriebenen Funktionen für Pkw-Werkstätten ebenso wie für Busbetriebe, Nutzfahrzeugwerkstätten, Baumaschinenhändler oder Werkstätten bei Kommunen, Speditionen oder Regiebetrieben nutzbar macht. Dank der mobilen Modularität kann jede Lösung auf die individuellen Anforderungen optimal ausgerichtet werden.

Die Entscheidungshoheit über die Ausrichtung und den Umfang der Lösung beginnt für die Anwender bereits bei der Frage, wo die wichtigen Kunden- und Fahrzeugdaten der Werkstatt gespeichert werden sollen. Der Einsatz eigener Server ist ebenso möglich wie die Nutzung von zertifizierten Rechenzentren.

Smartphone und Tablet werden zu Werkzeugen in der Werkstatt

Durch das Gesamtsystem liegt auch die Auswahl der Endgeräte, die zum Einsatz kommen sollen, bei den Werkstätten. Die Nutzung lokaler Desktop-PCs ist ebenso umsetzbar, wie die Verwendung von Tablets oder Smartphones. Benötigt wird lediglich ein moderner Browser.

Zum Einsatz kommen kann das System per WLAN in der eigenen Werkstatt und über das Internet bei Pannenhilfseinsätzen, dem Hohl- und Bring-Service oder beim Kunden vor Ort. Auch die Vernetzung mehrerer Standorte wird zu einer Selbstverständlichkeit.

Alles in Echtzeit

Durch die Flexibilität des Systems können Prozesse, wie einleitend beschrieben, an den Ort des Geschehens verlagert und hierbei der Kostenfaktor Zeit sowie das Fehlerrisiko minimiert werden.

Da keine Medienbrüche vorliegen, besteht zwischen WERBAS.blue und WERBAS kein Informationsdelta. Alle Vorgänge erfolgen in Echtzeit und die Informationen stehen überall und zu jeder Zeit zur Verfügung.

Mit WERBAS.blue ist die Zahl der Aufgabenstellungen, die online genutzt werden können, deutlich gestiegen. Von der Auftragseröffnung bis zur Verwaltung stehen in fast allen Bereichen des Werkstattkreislaufs vielfältige Funktionen zur Verfügung.

Die Nutzer im Blick

Neben der Durchgängigkeit ist die Akzeptanz der digitalen Systeme durch die Anwender eine zentrale Stellschraube für den Erfolg. Wichtig sind in diesem Zusammenhang die Praxisnähe und Flexibilität der Anwendung sowie eine einfache, sich selbsterklärende Struktur. Aus diesem Grund wurde bei der Umsetzung unter anderem das Augenmerk auf die intuitive Bedienbarkeit sowie ein übersichtliches und individuell gestaltbares Dashboard gelegt.

Blicke über den eigenen Horizont werfen

Die technische Entwicklung wird auch im Werkstattbereich weiter voranschreiten. Ausruhen ist also nicht angesagt. Die Vernetzung wird in den nächsten Jahrzehnten nicht an Bedeutung verlieren, sondern weiter an Fahrt aufnehmen. Mit WERBAS.blue sind Werkstätten für die kommenden Herausforderungen bestens aufgestellt.

Die Möglichkeiten, die uns heute zur Verfügung stehen, erscheinen uns vielleicht unbegrenzt. Ein Blick in die Geschichte lässt jedoch vermuten, dass kommende Generationen im Rückblick auf heute einmal den Kopf über die begrenzten Lösungen schütteln werden, mit denen wir auskommen mussten.

Am Ende sei deshalb nochmals erlaubt, auf die einleitend erwähnten Irrtümer zurückzukommen und mit Blick auf das, was kommt, diese um eine weitere Fehleinschätzung zu ergänzen.

1981 äußerte ein gewisser Bill Gates die Überzeugung, dass eine Speicherkapazität von 460kb für jedermann genug sein sollte. Er sollte nicht recht behalten.

Es bleibt also spannend.

 

Ein Gastbeitrag von Matthias Nowotny – DIALOGmanufaktur

Quellenangeben: [1] Angaben zur Entwicklung des PCs: Homepage Landesmedienzentrum Baden-Württemberg, https://www.lmz-bw.de/medien-und-bildung/medienwissen/informatik-robotik/historisches/geschichte-des-computers/