DAT-Studie zum Hochlauf der Elektromobilität bis 2030
Die DAT hat ihre regelmäßigen Analysen rund um den Hochlauf der Elektromobilität in einer Studie zusammengetragen.
Angereichert wurde die gesammelten Informationen durch die Erkenntnisse aus zwei Hochschulstudien. Diese sollten im Auftrag der DAT analysieren, wie das Vorhaben der Bundesregierung, 15 Mio. E-Fahrzeuge bis 2030 im Pkw-Bestand zu realisieren, möglich werden kann.
Vor dem Hintergrund der kontrovers diskutierten Energiewende im Straßenverkehr hat die DAT besonders für das Kfz-Gewerbe relevante Fakten rund um Akzeptanz, Rahmenbedingungen und Perspektiven zusammengetragen. Dabei wurden auch zwei von der DAT beauftragte Studien berücksichtigt. Erstellt wurden diese vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach und dem Institut für Automobilwirtschaft in Geislingen.
Deutschland ist ein Autoland. Insbesondere im ländlichen Raum, wo gut zwei Drittel der Bevölkerung lebt, ist das Auto mangels geeigneter Alternativen unverzichtbar. Rund 48 Millionen Pkw sind hierzulande zugelassen und aktuell noch etwa 98% davon werden von Verbrennungsmotoren angetrieben. Das soll sich ändern. „Geht es nach dem Willen der Bundesregierung, so sollen schon in 2030 15 Millionen batterieelektrisch angetriebene Fahrzeuge, also mehr als 30% des heutigen Bestandes, auf den Straßen unterwegs sein. Allerdings keimen nicht nur im Kfz-Gewerbe, in der Energiewirtschaft und auf kommunaler Ebene Zweifel an der generellen Machbarkeit der ehrgeizigen Pläne aus Berlin. Zumal derzeit auch die Frage, welchen konkreten Beitrag die dann noch immer 70% des Bestands an Fahrzeugen mit Verbrennerantrieb zur Reduzierung der CO2-Emmissionen beitragen können, unter den politischen Entscheidungsträgern noch nicht wirklich konstruktiv diskutiert wird“, erklärt Jens Nietzschmann, DAT-Geschäftsführer.
Bereits im aktuellen DAT-Report 2023 wurde die Sichtweise der Endverbraucher auf alternative Antriebsarten vorgestellt. Ergänzt wurden diese Analysen nun in einer eigenen Publikation, um dieses Thema aus mehreren Perspektiven zu beleuchten.
- Analyse der Bestandszahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA): Zum Stichtag 1.1.2023 waren etwas über 1 Mio. rein batterieelektrische Pkw im Bestand. Das sind 2% aller Pkw in Deutschland. Vergangenes Jahr wurden etwas über 470.000 rein batterieelektrische Pkw neu zugelassen, seit Jahresbeginn kamen nochmals 124.000 Einheiten dazu.
- Auswirkungen der Prämien auf die Anschaffung von elektrifizierten Fahrzeugen: Die Förderung von Elektrofahrzeugen hat dem Hochlauf der Elektromobilität einen Schub verliehen. Gewerbliche wie private Neuzulassungen stiegen deutlich an. Nun schmelzen die Fördersummen ab, was sich an den Zulassungszahlen bemerkbar macht.
- Berücksichtigung gewerblicher und privater Zulassungen: 2022 wurden zwei Drittel aller Neuzulassungen auf gewerbliche Halter getätigt. Speziell in den Firmenfuhrparks spielt der Diesel noch eine dominante Rolle. Rein batterieelektrische Fahrzeuge werden dort oft wegen der steuerlichen Vergünstigungen für die Dienstwagenberechtigten angeschafft. Bei privaten Neuwagenkäufern sind der Umweltgedanke und die Förderprämien die wichtigsten Anschaffungsgründe. Die Mehrheit der privaten Pkw-Halter kann sich derzeit einen Umstieg auf ein rein batterieelektrisches Fahrzeug nicht vorstellen.
- E-Fahrzeuge auf dem Gebrauchtwagenmarkt: Ein gebrauchter rein batterieelektrischer Pkw kommt derzeit nur für 10 bis 14% aller Autokäufer infrage. Der Markt für E-Gebrauchtwagen ist insgesamt noch sehr überschaubar. Von allen Pkw-Besitzumschreibungen des Jahres 2022 (5,6 Mio. Einheiten) waren knapp 69.600 rein batterieelektrisch angetrieben. Für mehr als die Hälfte aller Autokäufer würde bei einem gebrauchten E-Auto ein Batteriezertifikat eine wichtige Rolle neben der Laufleistung spielen. Deutlich weniger als die Hälfte aller Gebrauchtwagenkäufer kann das eigene Auto in einer eigenen Garage parken.
- Situation in den Werkstätten: Die Werkstätten des deutschen Kfz-Gewerbes sind eigenen Angaben zufolge für Arbeiten an Elektroautos gut vorbereitet. Und befragt man die Pkw-Halter, so zweifelt nur etwa ein Drittel daran, dass die eigene Werkstatt imstande ist, ein E-Auto zu reparieren. Allerdings denkt knapp die Hälfte, dass Werkstattbesuche mit E-Autos teurer werden.
- EU-Entscheidung zum Verbrenner-Aus: Die Entscheidung der EU-Mitgliedstaaten aus Oktober 2022 besagt, dass ab 2035 nur noch klimaneutrale Fahrzeuge neu zugelassen werden dürfen. Die Mehrheit der Automobilhersteller hat in der Produktstrategie bereits die Weichen für rein batterieelektrische Antriebe gestellt. Diese Vorgehensweise wird von etwas über der Hälfte der Pkw-Halter als kritisch gesehen.
- Exkurs zu E-Fuels: Unabhängig davon, wie viele rein batterieelektrische Pkw bis 2030 neu zugelassen sein werden, bleibt es eine Tatsache, dass der größte Teil aller Pkw in Deutschland weiterhin mit einem Verbrennungsmotor angetrieben wird. Dies führt dazu, dass E-Fuels als klimaneutraler Kraftstoff stärker in den Fokus der Debatten rückt. Wer sich unter den Pkw-Haltern damit beschäftigt hat, der sieht darin eine vielversprechende Alternative neben der Elektromobilität.
- Prognosemodelle, wie die Ziele der Bundesregierung erreicht werden können: Die Erkenntnisse der beiden Hochschulen zu den Veränderungstreibern und Einflussfaktoren für elektrifizierte Antriebe zeigen einerseits die Komplexität des Hochlaufs der Elektromobilität. Sie zeigen aber auch, welche Hebel in Bewegung gesetzt werden müssen, um 15 Mio. rein batterieelektrische Pkw bis 2030 im Bestand zu haben. Hierbei spielen neben den Fahrzeugkosten auch deren Funktionalität (Reichweite, Ladegeschwindigkeit etc.), aber auch die Ladeinfrastruktur und die Regulierung bzw. Förderung eine wichtige Rolle.
Die DAT-Studie „Untersuchung zum Hochlauf der Elektromobilität in Deutschland“ ist ab sofort kostenfrei als PDF hier bestellbar: https://www.dat.de/publikationen/studie-hochlaufelektromobilitaet/
Quelle: DAT-Pressemeldung
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