Einführung des Partikelzählverfahrens zum 1. Juli 2023

PN-Messung

Der ASA-Verband berichtet:

  • PN-Messung für Euro 6/VI-Fahrzeuge tritt zum 1. Juli in Kraft
  • Bekanntmachung im Verkehrsblatt am 15.6.2023
  • PN-Messung ersetzt Rauchgastrübungsmessung

Das Warten hat ein Ende. Die „Messung der Partikelanzahlkonzentration“, kurz PN-Messung, tritt zum 1. Juli in Deutschland verpflichtend in Kraft. Ab diesem Zeitpunkt müssen alle Diesel-Motoren der Schadstoffklassen Euro 6/VI im Rahmen der Abgasuntersuchungen eine PN-Messung durchlaufen. Die Partikelmessung ersetzt die bislang bei der Emissionsuntersuchung von Kompressionszündungsmotoren übliche Rauchgastrübungsmessung.

Diese Entscheidung hat das Bundeministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) heute vorab allen zur Durchführung der  Abgasuntersuchung von Kraftfahrzeugen berechtigten Untersuchungsstellen (Technischen Prüfstellen, Überwachungsorganisationen und anerkannten AU-Werkstätten) mitgeteilt.

Marktabdeckung mit Partikelmessgeräten gesichert

Damit endete eine mehrmonatige Debatte über die Einführung des neuen, deutlich präziseren Schadstoffmessverfahrens. Das sollte eigentlich zum 1. Januar 2023 starten, war aufgrund schleppender Gerätezulassungen und entsprechender Engpässe bei den Gerätekapazitäten im Markt dann aber verschoben worden. Die pünktliche Einführung des Verfahrens parallel zur Rauchgastrübung hatte der Bund-Länder-Fachausschuss „Technisches Kraftfahrtwesen“ im Herbst 2022 abgelehnt und stattdessen eine flexible Einführung bis spätestens 1. Juli gefordert. Grundlage für eine ggf. frühere verpflichtende Einführung der PN-Messung sollte die Zahl der im Markt  verfügbaren PN-Messgeräte sein. Dazu hatte das Ministerium eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die monatlich ein Monitoring über die im  Markt verfügbaren PN-Messgeräte erstellte. Harald Hahn, Leiter des ASA-Fachbereichs Diagnose und Abgasmessgeräte im Bundesverband  der Hersteller und Importeure von Automobil-Service-Ausrüstungen (ASA) e.V., ist Mitglied dieser Arbeitsgruppe und war für das Geräte-Monitoring verantwortlich.

Mit dem heutigen Tag haben Überwacher, AU-Werkstätten und Gerätehersteller endlich Klarheit. Zudem ist allen kursierenden Gerüchten über eine mögliche erneute Verschiebung der PN-Messung über den 1. Juli hinaus der Boden entzogen“, sagte Hahn.

Zum 30. April 2023 waren laut Harald Hahn 19.560 PN Zähler produziert und nach ISO 17025 kalibriert. Aktuell bieten sieben  Gerätehersteller mit gültiger Baumusterprüfung (inkl. Baugleichheiten) PN-Geräte an. Sieben Kalibrierlabore sind bislang für die  Kalibrierung der PN-Messgeräte akkreditiert. Diese Zahlen stellen nach Ansicht des Ministeriums eine ausreichende Marktabdeckung  sicher, weshalb die PN-Messung zum 1. Juli 2023 „scharf geschaltet“ wird. Die Verlautbarung zum Start der PN-Messung erfolgt kurzfristig im Verkehrsblatt am 15. Juni 2023.

Neue Prüfung liefert genaue Ergebnisse

Ähnlich gespannt wie auf den Einführungstermin der PN-Messung wartet die Branche auf erste Ergebnisse. Bislang richten sich alle Blicke nach Belgien, wo man seit Einführung der PN-Messung am 1.Juli 2022 Erfahrungen gesammelt hat. „Bei über 313.000 untersuchten Fahrzeugen haben die Belgier mit dem PN-Messverfahren hohe Auffälligkeitsraten der Abgasreinigungssysteme an Euro 6-Pkw festgestellt.  So überschritten 2,2 Prozent aller gemessenen Euro 6-Diesel den in Belgien zulässigen Grenzwert von 1.0 Mio. pn/cm3“, sagt Harald Hahn.  Bei dem in Deutschland ab 1. Juli geltenden Grenzwert von 250.000 pn/cm3 wären in Belgien 4,01 Prozent aller Euro 6-Diesel-Pkw oder mehr als 12.500 Fahrzeuge durch die Abgasuntersuchung gefallen. Zum Vergleich: Das für die Detektion von Fehlfunktionen am Abgassystem verantwortliche MIL (Malfunction Indicator Light) der Onboard-Systeme löste nur bei 0,20 Prozent (Grenzwert 1 Mio. pn/cm3) bzw. 0,29 Prozent (Grenzwert 250.000 pn/cm3) der in Belgien untersuchten Fahrzeuge aus.

Harald Hahn ist angesichts solcher Ergebnisse sicher: Die Partikelmessung zur Verbesserung der Abgasemissionen im Straßenverkehr wird mittelfristig als europäische Prüfung etabliert. „Ich kann mir gut vorstellen, dass die Partikel-Messung mit Revision der EU-Richtlinie 2014/45 europaweit vorgeschrieben wird“, sagte der Abgasexperte abschließend.

Quelle: Pressemeldung ASA-Verband

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