ZKF: Reparaturen an Elektrofahrzeugen chinesischer Hersteller?

Der Beitrag des ZKF (Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik) beschäftig sich mit der Frage: NIO, BYD, MG & Co: Wie bewältigen Werkstätten Schäden an Elektrofahrzeugen chinesischer Hersteller?

Diese Thematik stand im Mittelpunkt eines ganztägigen Symposiums, das am Mittwoch, dem 31.01. im Kraftfahrzeugtechnischen Institut (KTI) in Lohfelden stattfand. Die zunehmende Präsenzchinesischer Hersteller chinesischer Hersteller auf dem europäischen Markt und die steigenden Zulassungszahlen, nicht zuletzt aufgrund ihrer oft günstigeren Preise, werfen Fragen auf. Aktuell mangelt es jedoch an Erfahrung im Umgang mit diesen Fahrzeugen, und es bestehen oft Unsicherheiten bezüglich der Beschaffung von Ersatzteilen oder Reparaturinformationen.

Für das Symposium wurden drei Modelle unterschiedlicher chinesischer Hersteller – ein Nio ET 7, ein MG Marvel R und ein BYD ATTO 3 – in die Versuchswerkstatt nach Lohfelden gebracht. In kleinen Gruppen informierten sich insgesamt 35 Vertreter von Kfz-Werkstätten, Branchenverbänden, Sachverständigenorganisationen, Datenerhebungsinstituten sowie aus der Versicherungswirtschaft über die drei Elektroautos. Dabei lag der Fokus auf Diagnose, Fahrerassistenzsystemen und dem Umgang mit dem Hochvoltsystem.

BYD: Wird heute als der führende Elektroautohersteller weltweit angesehen, obwohl im Jahr 2023 in Deutschland nur etwa 4.100 Neuzulassungen verzeichnet wurden. Der ATTO 3, der in Lohfelden vorgestellt wurde und etwa 40.000 Euro kostet, ist das meistverkaufte und gleichzeitig erschwinglichste Modell des Unternehmens aus China. Allerdings sind derzeit neben der Rettungskarte nicht viele Informationen verfügbar – weder Reparaturanleitungen noch Ersatzteilpreise.

MG: Die Verfügbarkeit von Daten und Ersatzteilen ist gut, allerdings gestaltet sich die Diagnose momentan noch als herausfordernd. Im Gegensatz dazu ist bei MG jede einzelne Komponente der Hochvolt-Batterie austauschbar und als Ersatzteil verfügbar. Allerdings sind die Kosten dafür beachtlich. Laut Recherchen des KTI kostet ein einzelnes Zellmodul bereits über 6.500 Euro, während das Batteriegehäuse über 4.500 Euro liegt. Auffällig ist der Neupreis der Batterie, der den Wert des Fahrzeugs (ca. 50.000 Euro) übersteigt. Dennoch sind laut Hersteller alle Ersatzteile der Batterie verfügbar, einschließlich der Möglichkeit, einzelne Batteriemodule zu ersetzen.

Die Kosten für den Zugang zum Herstellerportal bei MG liegen bei 6 Euro pro Stunde, 70 Euro pro Woche und etwa 2.000 Euro pro Jahr. Philipp Fuchs, Projektingenieur für Schadenforschung beim KTI, erklärt, dass die Reparaturinformationen teilweise bereits auf Deutsch verfügbar sind und als PDF ausgedruckt werden können. Auch der Beschaffungsprozess für Ersatzteile ist mittlerweile unproblematisch, obwohl längere Lieferzeiten je nach Teil zu erwarten sind.

NIO: Mit weniger als 1.300 Neuzulassungen im vergangenen Jahr verzeichnet Nio derzeit die geringste Anzahl an Fahrzeugen im Vergleich zu den anderen beiden vorgestellten Herstellern in Deutschland. Trotzdem bietet der Hersteller die umfassendsten Reparaturinformationen an. Über das Herstellerportal von Nio stehen sämtliche Reparaturressourcen zur Verfügung, angefangen vom Funktionshandbuch über Einbauanleitungen und Wartungschecklisten bis hin zu Schaltplänen und Spezialwerkzeuglisten. Bei der Betrachtung der Sensorausstattung wird deutlich, warum der vorgestellte NIO ET 7 in das Premiumsegment gehört: Insgesamt sind 30 Sensoren serienmäßig verbaut, darunter zwölf Ultraschallsensoren, neun Umfeldkameras und ein LiDAR oberhalb der Frontscheibe. Die Kalibrierung gestaltet sich aufgrund der Vielzahl der Sensoren und der benötigten großflächigen Kalibrierungsfläche von rund 90 Quadratmetern teilweise sehr aufwendig. Angesichts der kosten- und ressourcenintensiven Herstellung der HV-Batterien ist es für Pkw-Halter, Kfz-Versicherer und Werkstätten auch wichtig zu wissen, ob und unter welchen Umständen eine Reparatur der HV-Batterie vom Hersteller genehmigt ist. Auch hier gibt es klare Richtlinien seitens NIO: Bei Schäden an der wassergekühlten Grundplatte oder am unteren Batteriegehäuse ist eine Reparatur möglich, und entsprechende Ersatzteile sind verfügbar. Wenn jedoch Module oder Zellen beschädigt sind, muss die gesamte Batterie ausgetauscht werden.

Fazit: Die Reparatur und Unfallinstandsetzung von Elektrofahrzeugen stellt viele Karosseriefachbetriebe noch vor größere Herausforderungen. Besonders bei den neuen Fahrzeugmarken aus aller Welt gibt es noch viele Unsicherheiten, was die Beschaffung von Ersatzteilen und den Zugang zu Diagnose- und Reparaturinformationen angeht. Aus Sicht der IFL: Die chinesische Marke BYD ist bisher in den Kalkulationssystemen aufgrund mangelnder Datenverfügbarkeit noch nicht erfasst. Dies stellt Werkstätten bei der Instandsetzung von BYD-Fahrzeugen vor neue Herausforderungen. Hierzu ist bereits eine Technische Mitteilung der IFL in Vorbereitung.

Kontaktdaten:
ZKF Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik
Grüner Weg 12, 61169 Friedberg
Telefon: 06031-79479-0 / E-Mail: info@zkf.de / Internet: www.zkf.de

Quelle: ZKF

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