Eigenkapital erhöhen – das müssen Unter­nehmen be­achten

Eigenkapital

DATEV TRIALOG, das Magazin für erfolgreiche Unternehmen und Selbständige berichtet:


Die Eigenkapital­quote dient als wichtige Größe bei einer Kredit­vergabe. Rund 30 Prozent gelten als guter Wert. Unter­nehmen können durch eine Reihe von Maß­nahmen ihr Eigen­kapital erhöhen. Wichtig ist dabei immer der Austausch mit der Steuer­kanzlei.

Müssen Unternehmen bei Investitionsvorhaben nicht um Kredite zu annehmbaren Konditionen bangen, gelten sie als solide finanziert. Als Gradmesser der Solidität gilt das Verhältnis von eigenen und fremden Mitteln. Das Eigenkapital, also der Teil des Unternehmenskapitals, der nach Abzug aller Schulden und Verbindlichkeiten übrigbleibt, ist deshalb von erheblicher Bedeutung. Doch wie viel Eigenkapital benötigt ein Unternehmen? Gemeinhin gilt per Definition eine Eigenkapitalquote von rund 30 Prozent als guter Wert. Je höher die Quote indes, desto besser wird die Bonität eingeschätzt.

In Deutschland lag die durchschnittliche Eigenkapitalquote der kleinen und mittleren Unternehmen laut KfW Mittelstandspanel zuletzt bei 31,2 Prozent. Dabei liegt der Anteil der KMU mit vergleichsweise hoher Eigenkapitalquote von mindestens 30 Prozent bei über 50,7 Prozent. Am anderen Ende der Skala finden sich 25,1 Prozent Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von unter zehn Prozent.

Betrachtet man die unterschiedlichen Unternehmensgrößen, so fällt auf, dass zwischen den kleinsten und den Unternehmen des gehobenen Mittelstands (mehr als 50 Mitarbeiter) eine Lücke klafft: Während die größeren Mittelständler im Schnitt Eigenkapitalquoten von 34,7 Prozent aufweisen, liegt dieser Wert bei den Firmen mit weniger als zehn Mitarbeitenden bei nur 22,8 Prozent. Die Wissenschaftlerinnen und Finanzexperten weisen darauf hin, dass diese Kluft seit 2011 ständig wächst. Damals hatte sie erst bei rund neun Prozentpunkten gelegen. Die Ursache dafür liegt darin, dass es den kleinsten Unternehmen im Vergleich zum Rest im vergangenen Jahrzehnt nicht gelungen ist, ihre Eigenkapitalquote zu erhöhen.

Die Bedeutung der Eigenkapitalquote

Das bedeutet auch, dass es für dieses Segment – immerhin 82 Prozent aller Unternehmen in Deutschland – schwieriger wird, Finanzierungen zu finden. Denn von wesentlicher Bedeutung ist das Eigenkapital immer dann, wenn es um Kredite oder andere Fremdmittel für Investitionsvorhaben geht. Besonders positiv schätzen Kreditinstitute Unternehmen ein, deren Eigenkapitalquote von Jahr zu Jahr steigt, da sie daraus auf eine aufstrebende Geschäftsentwicklung schließen.

Das Eigenkapital erhöhen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Eigenkapital zu erhöhen. Bevor Unternehmerinnen und Unternehmer handeln, sollten sie intensiv Rücksprache mit der Steuerkanzlei halten.

Eine – zumindest theoretische – Möglichkeit, das Eigenkapital zu erhöhen, besteht etwa in der Verringerung der Bilanzsumme. Die Eigenkapitalquote beschreibt den Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital. Bei einem geringeren Gesamtkapital nimmt das Eigenkapital einen größeren Anteil ein. Die Bilanzsumme kann etwa durch die Begleichung von Verbindlichkeiten reduziert werden – was selbstverständlich die entsprechende Liquidität voraussetzt. Häufiger in der Praxis ist eine Bilanzverkürzung beispielsweise durch Factoring. Dabei verkauft ein Unternehmen seine Forderungen unmittelbar gegen Entgelt. Das kann aus einer Reihe von betriebswirtschaftlichen Gründen geschehen – der Blick auf eine optimale Eigenkapitalquote ist nur einer davon. Häufig stehen Effekte wie unmittelbare Liquidität oder die Minimierung des Ausfallrisikos im Vordergrund.

Rat der Steuerberatungskanzlei einholen – auch zu Beteiligungen

Eine weitere Möglichkeit, die Eigenkapitalquote zu verbessern, sind Beteiligungen. Zunächst einmal ist es etwa in einer GmbH möglich, den Gesellschafterkreis zu erweitern, um auf diese Weise die Eigenkapitalausstattung aufzufüllen. Möglich ist darüber hinaus aber auch die Zusammenarbeit mit öffentlichen Beteiligungsgesellschaften. Das sind zum Beispiel die Förderbanken der Bundesländer, die Bayerische Beteiligungsgesellschaft mbH oder die Kapitalbeteiligungsgesellschaft NRW.

Im Gegensatz zu den privaten Beteiligungsgesellschaften arbeiten die öffentlichen Beteiligungsgesellschaften in erster Linie wirtschaftsfördernd und nicht gewinnorientiert. Die Beteiligung ist in der Regel eine stille ohne Mitspracherecht, läuft standardmäßig zehn Jahre, in den ostdeutschen Bundesländern oftmals 15 Jahren und wird mit rund zehn Prozent pro Jahr verzinst.

Eigenkapital erhöhen lässt sich auch mit der klassischen privaten Beteiligung entsprechender Gesellschaften. Allerdings ist diese in der Regel an besondere Voraussetzungen gebunden. Die Rendite steht ebenso im Vordergrund wie das Volumen. Kleinere Kapitalsummen spielen für die professionellen Beteiligungsgesellschaften in der Regel keine Rolle.

Kommerzielle Gesellschaften bieten aber keineswegs nur offene Beteiligungen mit Stimmrecht an. Auch sie haben stille Beteiligungen im Portfolio. Stille Beteiligungen gelten im Übrigen als hybrides Finanzierungsmittel, weil sie sowohl Elemente der Eigen- als auch der Fremdfinanzierung aufweisen.

Egal, welche Maßnahmen Unternehmen ergreifen wollen, damit ihr Eigenkapital als guter Wert in die Beurteilung der Wirtschaftskraft einfließt – essenziell ist der Austausch mit dem steuerlichen Berater oder der steuerlichen Beraterin. Denn für fast alle Aspekte gilt: Sie haben nicht nur bilanzielle, sondern oftmals auch unmittelbare steuerliche Folgen. Diese präzise im Vorfeld abzuschätzen und zu beziffern, gelingt nur den Profis.

Unterlagen mit der Steuerkanzlei aufbereiten

Auch die besonderen Formvorschriften, die Unternehmer einhalten müssen, wenn sie etwa das Eigenkapital einer GmbH erhöhen wollen, kennt der Steuerberater genau, ebenso wie die Regelungen bei drohender Insolvenz. Auch bei der Aufbereitung der Unterlagen, die für die Suche nach einer öffentlichen oder privaten Beteiligung notwendig sind, kann die Steuerberatungskanzlei unterstützen.

Messbare Bedeutung der Eigenkapitalquote

Welche Bedeutung die Eigenkapitalquote in der Praxis tatsächlich hat, ist nur schwer messbar. So gilt sie auch den Banken nicht als absolute Größe, sondern ist als Kennzahl von Branche, Unternehmensgröße und anderen Aspekten abhängig. Grundsätzlich gilt: Je höher das Anlagevermögen, desto höher sollte der Eigenkapitalanteil ausfallen. Eine weitere „goldene Bilanzregel“ der Betriebswirtschaft besagt, dass Eigenkapital in Höhe des langfristig gebundenen Vermögens vorhanden sein sollte.

Die absolute Höhe des Eigenkapitals, die Mischung der Finanzierung und die Eigenkapitalquote sind Teil eines umfassenden Finanzierungskonzepts, das Unternehmerinnen und Unternehmer gemeinsam mit dem Steuerberater oder der Steuerberaterin aufstellen sollten.


Quelle: DATEV TRIALOG von Alexandra Buba 

Alexandra Buba, M. A., ist eine erfahrene deutsche Wirtschaftsjournalistin mit akademischer Ausbildung, die für Fachmagazine über Themen zwischen Technologie und Wirtschaft, neue Geschäftsmodelle, grenzüberschreitende Projekte und Nachhaltigkeit berichtet. Von der Asian American Journalists Association AAJA wurde sie zuletzt gemeinsam mit ihrem internationalen Team in der Kategorie „Excellence in International Reporting“ ausgezeichnet.

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